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Nach Deutschland wählt auch Österreich am kommenden Sonntag (15.Oktober 2017) eine neue Regierung. Wie immer begleiten zahlreiche Enthüllungen und Skandale, aber auch polierte Problemlösungs-Szenarien die Vergabe der Parlaments-Sitze im Nationalrat.
Zuwanderungskrise, Mindestlohn, Pension oder Erbschaftssteuer sind nur einige der Themen, die die Wahl heuer zweifelsfrei entscheiden werden.
Welche Partei will Sport in welchem Ausmaß fördern?
Als Sportbloggerin stelle ich mir zwischen all den brennenden Hüten aber auch die berechtigte Frage: Wer wird Sport und Bewegung künftig in welchem Ausmaß fördern?
Um euch einen kurzen Überblick zu geben, welchen Wert die einzelnen Parteien dem Aspekt „Sport“ beimessen, habe ich deren Webseiten und Wahlprogramme durchforstet. Neben nachhaltiger Auseinandersetzung mit der Materie bei ÖVP und SPÖ profilieren sich andere, wie etwa die NEOS oder die KPÖ, mit großer Absenz zum Thema. Aber lest selbst.
Zur Info: Die folgenden Inhalte stammen aus den Wahlprogrammen der jeweiligen Parteien und wurden von mir neutral zusammengefasst. Der Bericht soll einen Überblick geben und übernimmt daher auch keine Gewähr auf Vollständigkeit.
SPÖ
Öffnung von Forststraßen für Mountainbiker und Reiter
Ein leidiges Thema, das alle kennen, die gerne in österreichischen Bergen unterwegs sind. Forststraßen sollten allen offen stehen. Über 800.000 RadfahrerInnen und rund 40.000 ReiterInnen suchen pro Jahr Erholung in den Wäldern und Bergen Österreichs – erlaubt ist das aber nur auf entsprechend gekennzeichneten Routen. Von rund 120.000 Kilometern Forststraßen ist nur ein sehr geringer Teil offiziell nutzbar.
Die SPÖ verfolgt hier folgende Ziele:
- Verwaltungsstrafrechtliche Handhabe gegen das unbefugte Aussperren von RadfahrerInnen auf Forststraßen
- Vermeidung der Haftung des Straßenerhalters auf Forststraßen gegenüber RadfahrerInnen und ReiterInnen
- Eindeutige Vorrangregeln für Wandernde
- Für Wanderinnen & Wanderer, WaldeigentümerInnen und ForststraßenhalterInnen ändert sich die Rechtslage nicht. MountainbikerInnen und ReiterInnen wären dann haftungsrechtlich auf dem gleichem Niveau wie Wandernde geschützt.
- Diese Öffnung und letztlich Attraktivierung bringt zusätzliche Impulse für Tourismus und Wirtschaft.
Schulsportstätten brauchen keine Ferien
Junge Menschen sehen sich heute einem zunehmenden Mangel an Platz für Freizeitaktivitäten gegenüber. Ohne Vereinsmitgliedschaft gibt es kaum noch Möglichkeiten, Sportplätze zu besuchen. Dabei stehen an Wochenenden und in den Ferien wertvolle und großartige Sportanlagen leer, eine Nutzung außerhalb der Schulzeit war bisher kaum möglich. Die Ursache liegt bei der Schulverwaltung bzw. den Gemeinden, die dafür kein geeignetes Personal zur Verfügung haben.Warum also nicht diese Kapazitäten auch in der unterrichtsfreien Zeit für den Breitensport nutzen und sie öffnen?
Wie die SPÖ die Sportstätten-Nutzung umsetzen möchte:
- Die Dachverbände bieten in Kooperation mit der Schulverwaltung und den zuständigen Gemeinden eine kostenlose Ferienbetreuung für Kinder im Pflichtschulalter an.
- Die Sportstätten werden in den Ferienzeiten intensiv genutzt.
- Durch diese Initiative werden in weiterer Folge andere Personengruppen (etwa SeniorInnen) und Projekte (bestehende Ferieninitiativen) angesprochen, die auf die Unterstützung der Bewegungscoaches zurückgreifen.
ÖVP
Breitensport sichern und Spitzensport erfolgreicher machen
In Österreich konzentriert sich das kommerzielle Interesse auf einige wenige Sportarten, wie Schifahren und Fußball. Damit auch andere Sportarten eine Chance haben, ist eine breit angelegte Sportförderung von besonderer Bedeutung. Mit dem neuen Sportförderungsgesetz sind gute Grundlagen gelegt worden – die angedachten Änderungen mit der Entpolitisierung des Sports müssen konsequent umgesetzt werden.
Wir brauchen eine klare Strategie für internationale Sport-Großereignisse mit den entsprechenden Zielen für Medaillengewinne.
Aber nicht nur der Spitzensport verdient unsere Aufmerksamkeit – wir müssen auch sicherstellen, dass sich Kinder in der Schule regelmäßig bewegen und dass Menschen mit Behinderung optimale Voraussetzungen haben, Sport zu betreiben und auch im Spitzensport erfolgreich zu sein.
Folgende Maßnahmen will die ÖVP diesbezüglich setzen:
- Breit angelegte Sportförderung erhalten
- Bessere Bedingungen für Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung schaffen
- Klare langfristige Strategie für sportliche Großereignisse mit anschließender Evaluierung
- Bundes Sport GmbH umsetzen und Besetzung durch Experten sicherstellen
- Erfolgreiche Athletinnen und Athleten mit Behinderung stärker vor den Vorhang holen
- Tägliche Bewegung in der Schule sicherstellen mit entsprechender Qualität
- Stärkere Kooperation zwischen Schulen und Sportvereinen
FPÖ
Entpolitisierung, Transparenz und Fairness gegenüber allen Sportarten bei der Sportförderung
Das erklärte Ziel freiheitlicher Jugendpolitik ist der aufgeklärte, unabhängige und mündige Staatsbürger. Dieser muss mit allen notwendigen Kenntnissen und Fähigkeiten ausgestattet sein, um in unserer Gesellschaft als charakterlich gefestigter und freier Mensch bestehen zu können.
Gerade Vereine wie die Freiwillige Feuerwehr, Rettungsorganisationen, Sportvereine und Jugendorganisationen leisten hier einen wesentlichen Beitrag. Ihnen muss mit weniger Bürokratie sowie finanzieller und steuerlicher Unterstützung geholfen werden, damit sie auch in Zukunft diese wertvolle Arbeit leisten können.
Die FPÖ fordert einen qualitativen Ausbau der „täglichen Turnstunde“, da die fehlende Bewegung bei Kindern und Jugendlichen ein Nährboden für Übergewicht und Krankheit ist. Zusätzliche Kosten für das Gesundheitswesen sind die Folge.
Ebenso wichtig sind die Vereinfachung und Reduktion der Strukturen im Sport sowie volle Transparenz, um eine effektive Förderung zu ermöglichen. Ohne funktionsfähige und moderne Sportstätten ist an einen langfristigen Erfolg österreichischer Leistungssportler nicht zu denken.
Die Grünen
Öffnung von Sportstätten
In Österreich gibt es eine hohe Dichte an Sportinfrastruktur, die von öffentlicher Hand finanziert wurde. Diese ist aber nur beschränkt zugänglich.
Insbesondere an Schulen und Universitätszentren, aber auch in Jugendsportanlagen und Sportheimen gibt es Sportstätten, die außerhalb der Betriebszeiten für die Allgemeinheit z.B. an Wochenenden, in den Ferien und in den Abendstunden offenstehen sollen.
Eine Nutzung soll auch für jene möglich sein, die nicht in Vereinen organisiert sind.
Liste Pilz
Auf der Liste Pilz führen 2 Kandidatinnen aus Wien „Sport und Gesundheit“ als Schwerpunkt an.
Nicola Werdenigg
- Ehemalige Skirennläuferin
- Größte Erfolge: zwischen 1973 bis 1979 4 Weltcup-Podestplätze und ein olympischer 4. Platz in der Abfahrt
- Als Diplomskilehrerin und Skiführerin hat Nicola Werdenigg eigene Unterrichtsmethoden nach bioenergetischen Konzepten entwickelt und den ersten Skikindergarten nach inklusivpadagogischen Ansatzen gegründet. Sie gilt als Carvingpionierin, bietet Skiworkshops an und ist als Coach fur funktionale Bewegung tatig.
- Seit 1995 betreibt sie eine Internet Agentur (2007 Multimedia Staatspreis gesamt & Sparte Kundenbindung & eBusiness)
- Seit 2000 betreibt sie die Internetplattform Kunstpiste, mit Fokus auf Bewegungskultur und Sportpolitik.
Ziele:
- Bessere und gezieltere Förderung für Breitensport & Bewegungskultur.
- Neue demokratische Wege durch moderne Kommunikationswerkzeuge eröffnen.
- Bewusstsein für Integration durch Bewegung & gemeinsame Aktivitäten schaffen.
Gabriele Jarisch
- Studium an der Universität Salzburg Master of Science „Health and Fitness“
- 1991 Verleihung des Diploms – Diplomierte Orthoptistin durch die „Akademie für den orthoptischen Dienst“
- seit 1993 Orthoptistin in augenärztlichen Ordinationen
- 2004 Registrierung als freiberufliche Orthoptistin
- 2004 – 2006 Durchführung orthoptischer Screenings in Kindergärten und Reihenuntersuchungen in Wiener Privatschulen
- 2005 – 2008 Gründung und Leitung des MTD-Zentrums (Praxisgemeinschaft Orthoptik, Diätologie und Physiotherapie), 1180 Wien
- 2006 Diplomerwerb als Legasthenietrainerin
Ziele:
- Früherkennungsprogramme von Entwicklungsdefiziten bei Kindern und Bewegungsprogramme als Präventivmaßnahme gegen Rückenschmerzen und zur Bewahrung von Unabhängigkeit im Alter.
- Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken durch Gesundheitserziehung in Bildungseinrichtungen.
- Abrechnung aller diagnostischen Maßnahmen über e-Card, auch jene von nicht-ärztlichen gesundheitsberufen wie OrthoptistInnen, LogopädInnen, DiätologInnen, PsychotherapeutInnen, Pflegeberufen, etc.
- Effizientere Verteilung finanzieller und personeller Ressourcen in unseren Krankenhäusern (zur Verkürzung von Wartezeiten für Operationen, mehr Psychotherapieplätze vor allem für Kinder und Jugendliche).
Zusammenfassung – Wie die Wahlprogramme zur Sportförderung stehen
Trotz ausgiebiger Recherche konnte ich bei NEOS, KPÖ, FLÖ und den Weißen keine schriftlichen Inhalte zu Sport und Bewegung finden. Kein Statement ist hier aber auch ein Statement. 🙂
Erwartungsgemäß geht man die Sportförderung bei SPÖ und ÖVP sehr strukturiert an, wobei das in meinen Augen umfassendste Sport-Konzept diesmal von Sebastian Kurz und seiner ÖVP vorgelegt wird.
Bei den Grünen und bei der FPÖ wird Sport und Gesundheitsförderung immerhin obligatorisch erwähnt. Wie die Gewichtung von Sport durch die beiden Liste Pilz-Kandidatinnen Nicola Werdenigg und Gabriele Jarisch einzuschätzen ist, wird sich wohl erst mit dem Wahlergebnis herauskristallisieren. Da das Partei-Team hier noch in den Kinderschuhen steckt, wären künftige Umwälzungen aber sicher vorstellbar.
Ich selbst würde die Öffnung von Schulsportstätten und Forstwegen sowie eine breit angelegte Sportförderung in jedem Fall begrüßen. Klarerweise sind für mich neben den Bewegungs-Inhalten aber auch die eingangs erwähnten sozialen Problemfelder wie Flüchtlingspolitik oder Steuern eine Entscheidungsgrundlage.
Wisst ihr schon, wo ihr am Sonntag euer Kreuz setzt?
Mit diesem Blogpost wollte ich weitere Denkanstöße für die Wahl liefern und euch motivieren, den Bewegungs-Aspekt auch bei politischen Fragen nicht aus den Augen zu verlieren.
Für wen ich am Sonntag stimmen werde, habe ich noch nicht hundertprozentig festgelegt. Ich entscheide das meistens sehr spontan, am Weg zum Wahllokal.
Welche Themen und Aspekte stehen für euch bei der Wahl im Vordergrund? Ist Sport in eurem Leben auch so wichtig, dass Bewegungsförderung ein Entscheidungskriterium ist? Ich freue mich, wenn ihr eure Eindrücke und Gedanken mit mir teilt!!
Alles Liebe,
Bernadette
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