Schulsport trägt zur Entwicklung der Persönlichkeit bei. Lehrpläne erwähnen diese Wirkung des Sportunterrichts schon lange, das Institut für Sportwissenschaft in Bern konnte diese Annahme in einer wissenschaftlichen Studie anhand der Theorie des Selbstkonzepts bestätigen.

Erfolg und Horror liegen eng beisammen

Dass Erlebnisse im Schulsport mitunter fürs Leben prägen, kennt der/die ein oder andere von euch vielleicht aus eigener Erfahrung. Im positiven Fall erfährt man Bestätigung und merkt, zu welchen Leistungen man selbst und der eigene Körper fähig ist. Andere nehmen aber auch Erlebnisse von Misserfolg und Versagen mit in ihr späteres Leben.

Solche negativen Verknüpfungen von Sport und Selbstwert begegnen mir im Fitness-Studio immer wieder, wenn ich bei Kunden, die sich partout nicht zu regelmäßiger Bewegung aufraffen können, mal genauer nachfrage. „Das war schon in der Schule so, ich habe im Turnunterricht nie was hinbekommen.“

Der Grundstein für lebenslange Sportmotivation wird in der Schule gelegt. Daher sehe ich Studien wie diese als sehr wichtig, um jungen Menschen positive Erfahrungen mitzugeben.

Schulsport braucht Inszenierung

Die Berner Uni führte eine groß angelegte Interventionsstudie durch, für die Schüler zweimal für jeweils zehn Wochen beobachtet wurden. Ein Ergebnis war: „Nicht Sport per se fördert das positive, realistische Selbstkonzept, sondern spezielle Interventionen, die im Sportunterricht möglich sind“, so der Studienleiter Prof. Achim Conzelmann, Direktor des Berner Instituts für Sportwissenschaft. „Die Schüler müssen die Möglichkeit haben, ihre Fortschritte zu reflektieren.“

Hierfür darf laut Conzelmann auch in die Inszenierungs-Trickkiste gegriffen werden. „Wenn Schüler beispielsweise ihre aktuellen Hochsprung-Leistungen mit früheren vergleichen können, stärkt das die Körperwahrnehmung. Auch das soziale Bewusstsein kann geschult werden, indem etwa im Fußballspiel kurze Reflexionspausen eingelegt werden, in denen der Lehrer zu denken gibt, dass etwa manche Schüler kaum den Ball bekommen oder immer im Tor stehen“, so der Experte.

Intensiver als andere Fächer

Ähnlich reift auch das emotionale Selbstkonzept durch Schulsport, sofern dieser richtig gestaltet wird. „Ein großer Teil der Ängste bezieht sich bei vielen auf den Körper, etwa wenn es um dessen Verletzbarkeit geht. Durch Wagnisse, die man im Sportunterricht bewusst eingeht, können diese ausgelotet werden und man lernt in speziell gestalteten Situationen etwa, anderen zu vertrauen.“ Wichtig sei das Selbstbild, da es Handlungen oft bestimmt.

Die geschilderten Formen der Persönlichkeitsbildung könnten zwar prinzipiell in jedem Unterrichtsgegenstand gefördert werden, im Sportspiel sei die Erfahrung jedoch weitaus intensiver, so Conzelmann. Im im Huber-Verlag erschienenen Buch „Persönlichkeitsentwicklung durch Schulsport“ präsentieren die Forscher 30 Lektionen, in denen die Ergebnisse der Studie für die Praxis in Primarschulen umgesetzt werden.