Wie du mit Kastanien Sportkleidung waschen kannst

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Ich experimentiere seit Jahren mit chemiefreien Haushalts-Alternativen. Vor 4 Jahren habe ich begonnen, meine Wäsche mit Rosskastanien zu waschen. Das klappt? Und wie! Die Kastanie besitzt dieselben Eigenschaften wie die indische Waschnuss. Ich bin nach wie vor begeistert und möchte dir in diesem Leitfaden erklären, wie das Wäschewaschen damit rasch und unkompliziert funktioniert.

Der Post ist etwas länger geworden, dafür findest du hier meine umfassenden Tipps und Erfahrungen aus den vergangenen 4 Jahren Öko-Waschpraxis! Wenn du mehr Tipps und Ideen zu Nachhaltigkeit im Alltag suchst, schau doch bei der Blogparade von Glücksmädel vorbei! Ab 20.10.2018 verraten dort auch andere Blogger ihre Öko-Lifehacks.

Da es gerade September ist und in den kommenden Wochen die Kastanien von den Bäumen fallen, ist jetzt genau die richtige Zeit, um das biologische Waschmittel selbst herzustellen. Wie? Auch das erkläre ich dir ausführlich in diesem Beitrag. 😉

Verschwitzte Sportwäsche – ein Härtefall für Naturwaschmittel

Wer sportelt, schwitzt. Ich persönlich schwitze sehr schnell und sehr viel. Ich habe im Alltag selbst im Winter feuchte Kreise unter den Armen, in der Sauna tropfe ich ab Minute 3 und nach einem Intervalltraining kann man meine Kleidung auswinden. Mittlerweile stehe ich dazu – ich verwende selbst als Fitnesstrainerin keine schweißregulierenden Deos mehr (zu meinen Deos werde ich noch einen eigenen Blogpost verfassen) und sehe die Nässe als etwas ganz Natürliches, wofür man sich nicht schämen muss.

Meine Sportkleidung ist nach dem Workout jedenfalls immer klatschnass. Sie wird so in den Rucksack gepackt, zu Hause in die Wäschetonne geschmissen und du kannst dir nun schon denken, dass sie dort schön vor sich hin müffelt. Kennst du das auch? Ob ein Mensch sehr sportlich ist, erkennt man am Geruch seiner, ähm… Schmutzwäsche. 🙂

Warum stinkt Sportkleidung immer so?

Das liegt daran, dass sich in Kleidung mit der Zeit Mikroorganismen (Bakterien, Pilze usw.) ansammeln, die beim Kontakt mit organischen Verbindungen wie Schweiß, Hauttalg oder anderen Verschmutzungen unangenehme Gerüche bilden. Da man Sportwäsche immer ordentlich durchschwitzt, riecht es dann auch entsprechend.

Früher habe ich beim Wäschewaschen daher reichlich Industriewaschmittel benutzt, regelmäßig etwas Hygienespüler beigemischt um allfällige Geruchs-Bakterien in der Kleidung zu killen und hintennach noch Weichspüler reingekippt, damit die Kleidung besser duftet. Eigentlich eine gängige Haushalts-Routine, oder? Das Problem ist nur: All diese Textilwaschprodukte sind reine Chemie und enthalten nach wie vor viele Umweltgifte, die auf unsere Haut und in unsere Gewässer gelangen.

Gängige Textilreinigungsprodukte belasten Haut und Umwelt

Fitnessbloggerin Bernadette Hörner mit Schmutzwäsche vor der Waschmaschine

Waschmittel: Bleiche, Enthärter und synthetische Tenside

„Moderne Waschmittel bestehen aus über 20 unterschiedlichen Inhaltsstoffen. Hauptbestandteil eines Waschmittels sind verschiedene Tenside, sie lösen den Schmutz aus den Textilfasern und verhindern, dass neuer Schmutz in die Faser eindringt. Enthärter, auch Gerüststoffe genannt, verhindern Verkalkungen in der Waschmaschine und Kalkablagerungen auf den Textilien. Bleichmittel entfernen Farbflecke und töten Keime ab. Des Weiteren enthalten Waschmittel Enzyme zum Lösen verschiedenster Flecken wie etwa Fett, Eiweiß und Stärke. Abgesehen von diesen Inhaltsstoffen enthalten Waschmittel viele weitere Stoffe wie etwa Duft- und Farbstoffe.“ Zitat: Global2000

Die Waschmitteltenside können heute zwar zu 98 Prozent in Kläranlagen abgebaut werden. Dennoch gelangen oft nicht alle Waschmittelrückstände dorthin und viele Menschen reagieren bereits auf die vermeintlich „harmlosen“ Zutaten eines Waschmittels mit Allergien.

Hygienespüler: Überlebt Kläranlagen und verunreinigt Gewässer

Anders sieht es bei den Hygienespülern aus. Diese beinhalten als Wirkstoff meist Benzalkoniumchlorid, welches in Kläranlagen nur schlecht eliminiert werden kann und so in erheblichen Mengen in die Gewässer gelangt.

Experten raten daher vom Gebrauch ab, solange es nicht aus gesundheitlichen Gründen notwendig ist (z.B. bei Pilzinfektion). Die in Hygienespülern enthaltenen Stoffe lösen zudem bei vielen Menschen Hautreaktionen aus und seien generell auch nicht wirksamer als ein Vollwaschmittel bei 40° (die enthaltene Bleiche entfaltet ab dieser Temperatur ihre volle Wirksamkeit und tötet Keime großteils ab).

Weichspüler: Hochallergene Duftstoffe

In der Regel wirken in Weichspülern kationische Tenside. Diese sind an einem Ende positiv geladen, wodurch sie sich mit den üblicherweise negativ geladenen Fasern der Wäsche verbinden und sich um diese legen. Damit wird einer Versteifung von Textilien entgegengewirkt. Seit 1992 müssen diese Tenside vollständig biologisch abbaubar sein. Für die zugesetzten Duftstoffe und weiteren Inhaltsstoffe gibt es diesbezüglich aber bislang keine gesetzlichen Vorgaben.

Gibt man auf Codecheck diverse gängige Weichspülermarken ein, leuchtet eine Latte mit rot markierten Stoffen auf, die für Mensch und Umwelt erwiesen schädlich sind. Weshalb auch zahlreiche Menschen Weichspüler auf der Haut nicht vertragen.

Warum ich fast keine handelsüblichen Waschmittel mehr verwende

Seit ich Hashimoto habe, versuche ich, Umweltgifte so gut es geht aus meinem Alltag zu entfernen. Die Auslöser für Autoimmunkrankheiten sind populärwissenschaftlich bis heute nicht eindeutig geklärt. Die Functional Medicine, die sich erstmals mit den komplexen Zusammenhängen von Körper, Umwelt und Symptomen beschäftigt, identifiziert derzeit jedoch 6 Triggergruppen:

  • Industrialisiertes Essen und Nährstoffdefizite
  • Hormonelle Fehlregulation durch Stress, Giftstoffe und chronische Entzündungen
  • Immunsystem-Überlastung durch undiagnostizierte Bakterien-, Viren- und Pilzinfektionen
  • Chronische Darmentzündungen, die die Darmbarriere und -funktion schädigen und zu „leaky gut“ führen
  • Leberüberlastung aufgrund von innerlich und äußerlich wirkenden Giften in unserem Alltag

Hat man eine genetische Prädisposition und kommen mehrere dieser Faktoren zusammen (z.B: Toxinbelastung plus hormonelle Umstellung und Stress nach einer Geburt, oder jahrelanges ungesundes Essen und dadurch eine geschwächte Darmflora plus Existenzangst durch drohenden Jobverlust), geht’s klick und das Immunsystem bricht an der genetischen Schwachstelle zusammen.

Umweltgifte sind Mitauslöser für die gegenwärtige Epidemie an Autoimmunkrankheiten

Die Kindsgeburt, das Verlassen werden vom Partner, der Verlust des Arbeitsplatzes oder was auch immer sind dann der letzte Tropfen, der das Fass fürs Immunsystem zum Überlaufen bringt – die Krankheit manifestiert sich. Dabei kommt es zum Zusammenbruch von zellulärer Energie und meist mehrere Organe können nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren.

Wie ihr seht, spielen Umweltgifte in dem komplexen Geflecht also immer eine Rolle, obwohl sie für sich genommen nicht als alleiniger Grund für chronische Krankheiten auszumachen sind. Das Weglassen von Giften wird die Krankheit nicht heilen. Aber es ist ein wichtiger Puzzlestein, um Trigger für Entzündungen und zusätzliche Belastungen für das Immunsystem auszuschalten.

Deshalb ist für mich über die letzten Jahre der Weg zurück zu einer Lebensweise, die mit den Bedürfnissen des eigenen Körpers aber auch jener unserer Umwelt wieder kompatibel ist, extrem wichtig geworden. Ich bin überzeugt, dass mit jeder Maßnahme in diese Richtung alles und jeder profitiert, dein Körper, deine Gesundheit sowie die Welt in der wir leben.

Die Rosskastanie ist die heimische Waschnuss

Kastanien mit Blättern und Schale in Fokus-Aufnahme

Den Anstoß, Waschmittel zu ersetzten, bekam ich 2014 bei einem Workshop der österreichischen Naturkosmetik-Koryphäe Gabriela Nedoma. Sie verwendet Rosskastanien für Hautreinigungs-Mittel und erzählte uns, dass die Rosskastanie eine sehr starke Waschwirkung besitzt. Eine Teilnehmerin fragte daraufhin aus Spaß, ob man damit auch Wäsche waschen könne, und Gabriela erwiderte „ja klar, mache ich seit Jahren“.

Ich war fasziniert. Wenn das funktioniert, und aus der Waschmaschine nichts als Kastanienwasser abfließt…! Rosskastanien liegen im Herbst bei uns in Wien in Unmengen auf den Straßen. Denn Kastanienbäume galten früher, bevor sie krankheitsanfällig wurden, als gute Gattung für Stadtbepflanzung.

Im darauffolgenden Herbst habe ich also einen großen Kübel voll gesammelt (was mir als Erwachsener ohne Kinder einige skeptische Blicke beschert hat 🙂 ) und es einfach mal getestet.

Warum du mit Rosskastanien Wäsche waschen kannst

Rosskastanien enthalten, genau wie die indische Waschnuss, rund 10 Prozent Saponine. Das sind pflanzliche Seifenstoffe, die eine sehr hohe Fettlösekraft besitzen und damit Verschmutzungen gut lösen. Unter anderem ist die Rosskastanie wegen dieser Saponine nicht essbar, sie schmeckt bitter und tut unserer Verdauung nicht gut.

Unserer Haut bekommen Saponine hingegen bestens. Trotz der hohen Fettlösekraft pflegen sie die Haut weich und sind frei von Allergenen. Deshalb kann man sie auch super zu naturkosmetischen Haut- und Haarreinigungsmitteln verarbeiten.

Es gibt im Internet verschiedene Techniken und Anleitungen, wie du mit Kastanien Wäsche waschen kannst. Ich erkläre dir hier meine Methode, die ich nach mittlerweile 4 Jahren austesten am einfachsten und unkompliziertesten finde.

Für mich muss Hausarbeit nämlich schnell gehen. Ich habe nicht die Zeit und Muße, auf ein Waschmittel stundenlang zu warten (Kastanien am Vortag einweichen o.Ä). In meinem Alltag müssen Dinge praktisch sein. Die Mittel lange haltbar und dann rasch anwendbar. Die folgende Methode erfüllt all diese Kriterien! 🙂

Anleitung: Rosskastanien-Granulat herstellen

Kastanienkorb, grobes Kastanienpulver, Dosierlöffel

1. Sammeln

Schnapp dir einen Sack und gehe in deiner Stadt oder in die Natur sammeln… juhu! Das ist zweifelsfrei der lustigste Part. Nimm nur die frischesten Kastanien, am besten jene, die noch in der grünen Schale sind. Die sind am weichsten und du tust dir nachher mit der Verarbeitung wesentlich leichter.

2. Reinigen

Wasche die Kastanien anschließend gut mit lauwarmem Wasser. Wenn sie sehr verschmutzt sind, kannst du dem Waschwasser auch einen EL (Esslöffel) Natron pro Liter hinzufügen.

3. Zerkleinern

Zerkleinere die Kastanien (inklusive brauner Schale) nun mit einem Küchenmesser. Wenn du frische Kastanien gesammelt hast, sind diese weich genug und du kannst sie easy durchschneiden. Ich habe meine Kastanien jeweils in 4 Teile zerschnitten.

4. Schroten

Anschließend benutzt du eine elektrische Küchenmaschine, um die Stücke zu schroten bzw. in kleine Stifte/Brösel/grobes Pulver zu verarbeiten. Du kannst an Küchenutensilien nutzen, was du hast. Bei mir hat es mit einem Fleischwolf genauso geklappt wie mit einer Küchenreibe (beim Fleischwolf wurden es Krumen, mit der Küchenreibe dünne längliche Schnetzel – beides ok).

-> Wichtig: Für die hier vorgestellte Anwendungsmethode sollten die Kastanienbrösel nicht zu fein werden (also nicht mehlartig), da sich das Pulver sonst später in der Waschmaschine verteilt (mehr dazu unten bei „Anwendung und Dosierung“).

5. Trocknen

Die Kastanienbrösel verteilst du jetzt auf einem Backblech und lässt sie im Rohr auf niedrigster Stufe (~ 50°) und mit leicht geöffneter Tür trocknen. Das dauert 1-2 Stunden und du musst das Pulver immer wieder mal durchmischen und testen, ob es schon trocken ist.

In diesem Video zeige ich dir nochmal die genauen Arbeitsschritte für die Herstellung des groben Kastanienpulvers

Damit die Anleitung zum Kastanien-Waschpulver für dich anschaulicher wird, habe ich folgendes Video für dich. Mein Bruder Dominik Hörner ist ja selbstständiger Filmemacher und hat es gedreht, als wir 2014 unsere erste Ladung Kastanien verarbeitet haben!

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Wie du dein Kastanien-Waschmittel am besten aufbewahrst

Voila, du hast nun haltbares Kastanienwaschmittel hergestellt! Wenn du die getrockneten Brösel in einem Stoffsack oder einem Schuhkarton aufbewahrst, hält es quasi ewig. Ein Stoff- oder Papier-Behältnis ist deshalb wichtig, damit sich keine Feuchtigkeit darin sammelt und das Pulver zu schimmeln beginnt. Ich habe noch Pulver von vor 3 Jahren, das in einwandfreiem Zustand ist.

-> Tipp: Die Herstellung des Kastanienpulvers dauert mit Sammeln und allem drum und dran 6-8 Stunden. Ich habe damals gleich eine große Menge gemacht (ca. 3 Schuhkartons voll Granulat), damit sich der Aufwand lohnt. Mit der damals hergestellten Menge konnte ich in meinem Zweier-Haushalt knapp 2 Jahre waschen! Wenn du es anfangs mit weniger Kastanien austesten möchtest, geht es natürlich etwas flotter, aber unterm Strich hast du den geringsten Zeitaufwand, wenn du einmal viel zubereitest.

Anwendung und Dosierung des Kastanien-Waschpulvers

Um das Kastanienpulver anzuwenden, benötigst du einen alten Socken. In jeder Familie soll es ja hin und wieder vorkommen, dass ein Socken mysteriös verschwindet und der zweite im Schrank einsam sein Dasein fristet. Wenn dieser Witwer keine Löcher oder durchgewetzten Stellen hat, hast du nun die perfekte neue Bestimmung für ihn!

Fülle für eine volle Maschine 5 EL Kastanienbrösel in den Socken, knote ihn gut zu und lege ihn direkt in die Trommel auf die Wäsche. Bei einer kleinen Trommel können es 3 EL sein, bei einer sehr großen Trommel oder stärker verschmutzter Wäsche bis zu 10 EL. Teste die Pulvermenge mit deiner Wäsche einfach mal aus, mit der Zeit entwickelst du ein Gefühl dafür. Das Wichtigste bei verschwitzter Sportkleidung ist eine ausreichend hohe Dosierung! Nimmst du da nur 3 EL, bist du mit dem Geruchstest danach wahrscheinlich nicht zufrieden 😉

In dem Video oben war meine Methode mit dem Socken noch nicht so ausgefeilt, ich habe noch ein Stoffsäckchen verwendet… mit dem Effekt, dass der Knoten des Schnürriemens oft aufgegangen ist und Brösel in der Maschine waren. Mit einem zugeknoteten Socken passiert das nicht mehr!

Illustration der Anwendung von Kastanienwaschmittel: Das grobe Pulver in einem zugeknoteten Socken

Drücke den Startknopf und starte das gewünschte Programm. Fertig! Durch das warme Wasser und die Trommelbewegung werden die Saponine aus den Kastanienbröseln gut ausgelaugt. Du benötigst keinen Weichspüler oder zusätzliche Waschmittel!

Achtung: Diese Methode funktioniert nur mit groben Kastanienkrumen! Wenn du mehlfeines Pulver hast, geht das teilweise durch den Socken durch und du hast den Sud im Waschwasser. Einmal wahrscheinlich kein großes Drama, aber auf Dauer verstopfst damit eventuell das Abfluss-Sieb. Dasselbe passiert auch mit den großen Krumen, wenn dein Socken Löcher hat oder Stellen, wo der Stoff durchgescheuert ist und nur mehr ein dünnes, netzartiges Gewebe erkennbar ist.

-> Tipp: Du kannst dieselben Kastanienbrösel übrigens bis zu 3 Mal hintereinander verwenden! Nach dem ersten Waschgang lasse ich sie immer im offenen Socken trocken. Die herausgespülte Saponinmenge lässt erfahrungsgemäß aber mit jedem Waschgang nach, sodass ich mit demselben Sud eigentlich immer nur zweimal wasche, beim zweiten Durchgang zusätzlich 1-2 EL neues Pulver dazugebe und danach alles entsorge. So spare ich beim zweiten Waschlauf Waschmittel und erreiche trotzdem volle Waschkraft.

FAQs und meine Erfahrung nach 4 Jahren Wäschewaschen mit Kastanien – Vorteile und Nachteile für Sportwäsche

Ich wasche nach wie vor mit dieser Kastanienmethode und bin immer noch begeistert, wie gut das tatsächlich klappt. Das Waschergebnis ist wie bei indischen Waschnüssen (für alle, die das schon mal probiert haben).

Mit dem großen Vorteil, dass Kastanien vor der Haustür liegen und nicht mit großem CO2-Ausstoß um die halbe Welt geschifft werden müssen. Dass die große europäische Nachfrage nach Waschnüssen in Indien ein sozio-ökonomisches Problem losgetreten hat, ist ein weiterer Grund, die heimischen Saponinfrüchte zu bevorzugen.

Die Kastanien-Waschlauge ist PH-neutral und die Seifenstoffe werden als natürliche Ressource zu 100% im Naturkreislauf abgebaut. Eben einfach nur Kastanienwasser!

1. Benötige ich Weichspüler?

Für Sportwäsche bietet Kastanienwaschmittel das große Plus, dass du keinen Weichspüler benötigst (der bei Funktionskleidung ohnehin nicht verwendet werden sollte). Die Saponine waschen sehr faserschonend und hinterlassen die Wäsche weicher als scharfe, industriell hergestellte Waschmittel. Daher ist das Kastanien-Waschmittel auch bestens als Fein- und Wollwaschmittel geeignet und für eigentlich alle Textilarten anwendbar.

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2. Wie ist das mit Flecken?

Fettbasierte Flecken lösen die Kastanien relativ gut aus den Fasern. Da sie (wie auch Waschnüsse) aber keine chemischen Enzyme oder Oxy-Formeln enthalten, müssen Flecken vorbehandelt werden. Ich wasche das Kleidungsstück einfach mal und sehe dann, ob der Fleck noch da ist. Wenn ja, rubble ich beim nächsten Mal Gallseife oder Kernseife in den Fleck, lasse es etwas einwirken und wasche es wieder. Klappt meistens gut, und ich muss sagen, dass ich das selbst bei Supermarkt-Waschmitteln früher immer machen musste (die lösen ja auch nicht, wie in der Werbung versprochen, einfach schwupps alle Flecken raus). Also für mich auch hier nicht wirklich ein Mehraufwand.

3. Funktioniert das Kastanien-Waschmittel auch mit Weißwäsche?

Grundsätzlich kannst du die Kastanien auch für weiße Wäsche verwenden. Das Problem ist nur: Wenn du weiße Wäsche wirklich reinweiß bekommen willst, schafft das nur reichlich künstliche Bleiche und Aufheller. Alles andere, ob Colorwaschmittel oder eben Kastanien, bewirkt, dass Weißes mit der Zeit so einen gelbgrauen Schleier erhält.

Ich persönlich habe für Weißwäsche noch keine befriedigende Öko-Lösung gefunden. Die einzige wäre wohl, keine reinweiße Wäsche mehr zu kaufen, sondern nur mehr naturweiße (die ja so ein bisschen beige ist). Für meine Weißwäsche verwende ich daher das Vollwaschmittel von Frosch (keine Werbung, lediglich meine private Wahl). Das ist für mich ein halbwegs vertretbarer Kompromiss.

Weiße Wäsche auf Wäscheleine im Hafen

4. Verkalkt dann meine Waschmaschine?

Ich lebe in Wien und habe das Glück, dass unser Wasser sehr weich ist. Ich brauche also kaum zusätzliche Entkalkungsmaßnahmen. In anderen Gebieten sieht die Sache anders aus. Hier muss regelmäßig entkalkt werden.

Normales Waschmittel enthält entkalkende Bestandteile, begründet mit „Waschmaschinenpflege“. Das hast du in den Kastanien logischerweise nicht. Ehrlich? Wenn du in Gebieten mit sehr kalkhaltigem Wasser lebst, musst du ohnehin regelmäßig Entkalkungsläufe durchführen. Trotz Verwendung von Vollwaschmittel! Da die künstlichen Entkalker im Waschmittel also bestenfalls die Zeit bis zur nächsten Entkalkung hinauszögern, kannst du locker ganz darauf verzichten.

Das Schöne: Nichts entkalkt besser als die altbewährten Hausmittel Essig oder Zitronensäure. Du benötigst keine chemischen Entkalker! Anleitung zum Entkalken einer Waschmaschine mit diesen Bio-Zutaten finden sich im Internet zuhauf, erprobt von Waschmaschinenexperten. Wenn du mit Kastanien wäschst, musst du statt bisher 1x eben 2x pro Jahr entkalken. Keine große Sache, wie ich finde?

5. Welche Temperatur soll ich beim Kastanienwaschen wählen?

Die Kastanien kannst du grundsätzlich bei jeder Temperatur einsetzen. Welche Temperatur du einstellen solltest, richtet sich natürlich in erster Linie nach dem, was die Textilart erlaubt (siehe eingenähtes Etikett). Meistens steht dort 30-40°. Bei Wolle und anderen Spezialstoffen weniger – diese sind auch definitiv heikel und du solltest sie, wenn möglich, auch nur mit der Hand waschen. Weil mir das viel zu mühsam ist, besitze ich solche Kleidung eigentlich kaum noch. 😉

Anleitung für Handwäsche mit Kastanien

Für Handwäsche musst du die Kastanien ansetzen. Rund 1 EL Kastanien pro zu waschendem Teil (z.B. ein Pulli) in eine Schüssel geben und mit 200 ml lauwarmem Wasser pro EL Kastaniengranulat aufgießen. Eine Stunde stehen lassen (Saponine lösen sich), das abgeseihte Wasser dann zum Waschen verwenden.

Fitnessbloggerin Bernadette Hörner sitzt auf Waschmaschine mit Kastanien in der Hand

Nun, will man wirklich ökobewusst leben, sollte man auch Energie sparen. Also möglichst kühl waschen, hört man immer wieder. Ökoprogramm beim Geschirrspüler wählen, auch die Waschmaschine nur im Mindestmodus.

Meine Erfahrung: Kastanienwaschen klappt besser, wenn man höhere Temperaturen wählt. Man muss sich da eindeutig entscheiden. Öko-Waschmittel plus Öko-Temperatur klappt leider nicht zusammen. Ich wasche meine Sportsachen daher mit 50° (netto wahrscheinlich eh 45°, weil Maschinen da oft nicht so genau heizen). Die am Etikett angegeben 30-40° sind ja juristisch „vorsichtig“ formuliert (wie das Mindesthaltbarkeitsdatum auf Lebensmitteln). Normale Mischtextilstoffe vertragen meiner Erfahrung nach bis zu 50°, reine Baumwolle locker auch 60°.

Umso höher die Temperatur, umso besser die Waschleistung JEDES Waschmittels, auch Kastanien. Da den Herbstfrüchten die Chemie fehlt, muss die Hitze als Unterstützung herhalten, damit Hauttalg, Bakterien und Co gut rausgehen. Subjektive Methoden wie Riechtest, angreifen der nassen Kleidung usw. haben das bei mir ergeben. 😉

Das mit den Eco-Waschprogrammen ist ja ohnehin so eine Sache. Problem: Bei niedrigen Temperaturen bildet sich mit der Zeit ein Biofilm in der Maschine. Bestehend aus Fetten und anderem Schmutz, der sich bei Energiespar-Temperaturen einfach nicht so gut im Waschwasser auflöst. Dieser schmierige Belag riecht nicht gut (oft mit ein Grund, warum Wäsche direkt nach dem Waschgang noch mieft) und kann auch die Abfluss-Bereiche der Waschmaschine verstopfen. Um alles durchzuputzen, braucht es zwischendurch immer wieder mal einen heißen Waschgang mit Vollwaschmittel, das rät einem jeder Waschmaschinenexperte.

In meinem Fall erledigt das die Weißwäsche mit dem Frosch-Vollwaschmittel. Meine weißen Handtücher jage ich damit bei 70° durch. Somit: Check.

6. Geht der Geruch vollständig aus der Sportwäsche?

Meine getragene Sportwäsche stinkt. Ja, so ist das eben. Nachdem in den Kastanien keine Duftstoffe (zur Geruchsübertönung) enthalten sind, riecht die Wäsche beim Aufhängen auch nicht nach künstlichen Rosen, Oceanbreeze udgl. Mich stört das aber nicht. Ich kann diesen Synthetik-Düften ohnehin nichts mehr abgewinnen. Nass hat meine Sportwäsche immer einen Hauch von Mief. Ist sie trocken, riecht sie aber ganz neutral. Daher kann ich damit leben. Normale Kleidung (Jeans, Pullover), die ich nicht regelmäßig einschwitze, riecht auch nass bereits nach nichts.

Testweise habe ich meine Sportwäsche auch wieder mit normalem Vollwaschmittel (40°) ohne Weichspüler gewaschen – das Ergebnis und der leichte Mief beim Aufhängen war gleich. Mit dem Nachteil, dass Vollwaschmittelgänge nicht zu oft passieren sollten, da Buntwäsche damit ordentlich ausbleicht. Da es auch mit üblicher Chemie nicht befriedigend klappt, habe ich hier also eine wirklich pragmatische Haltung entwickelt.

Exkurs: Muss Wäsche überhaupt duften?

Wäsche am Wäscheständer - muss sie gut duften?

Hier geht’s ja nur ums Psychologische. Für ganz viele Menschen gehört der künstliche Duft von Waschmittel und Weichspüler zum emotionalen Erleben von Sauberkeit. Das ist in unserem Gehirn so konditioniert. Da kommen Erinnerungen am Omas Waschküche und dergleichen hoch. Fehlt der übertünchende Geruch, ist die Wäsche „emotional“, also gefühlt nicht sauber, obwohl sie in Wahrheit gleich rein ist. Weil das so ist, bedient sich auch die Waschmittelwerbung intensiv dieser Symbolik (mit herumschwirrenden Blüten, Slogans wie „extra langer Frischeduft“ und unendlich verschiedenen Duftrichtungen zur Auswahl).

Wir Menschen duften eben gerne. Auch ich. Aber brauchen wir dafür parfumierte Waschmittel? Mir ist es in Wahrheit egal, wie die Wäsche am Wäscheständer riecht. Solange sie neutral riecht, wenn ich sie anziehe. Und soll es an mir gut riechen, was ja meistens in Wirklichkeit hinter dem Duftwunsch steckt, verwende ich einen Spritzer (Bio)Parfum! Das hält auch ewig in der Kleidung. Also insofern ist die Waschmittelbeduftung sogar sinnlos. Weil Parfums ohnehin viel hochwertigere Duftkompositionen und Essenzen enthalten als Waschmittel. Wie seht ihr das?

Was du trotzdem gegen Sportwäsche-Gestank tun kannst: Um den Bakterien in der Kleidung zu Leibe zu rücken, weiche ich die schlimmste Stinkwäsche alle paar Monate für 30min in Essigwasser ein. Dafür stopfe ich die Sachen in einen Kübel, gieße gerade so viel Wasser darauf, dass alles gerade bedeckt ist und schütte einige Verschlusskappen Essigessenz dazu. (Immer nach Gefühl und auch abhängig, wie viele Klamotten ich behandle.)

Der Essig bewirkt, dass die Eiweißverbindungen der Bakterien aufgebrochen werden. Danach kurz ausspülen und normal mitwaschen. Funktioniert insofern, dass der Geruch bei mir danach für ein paar Waschgänge verschwunden ist.  Allerdings solltest du das Gewand nicht zu lange (z.B. über Nacht) im Essig lassen. Ist mir natürlich schon passiert (darauf vergessen, eh klar), und das hat dann die Gummizüge bei den Leggings etwas ausgeleiert (konzentrierter Essig greift nämlich Gummi an). 30min klappen bei meinen Sachen aber problemlos, und ich mache es ja nur alle paar Monate.

Hast du schon mal Waschnüsse und Co verwendet? Was sind deine Erfahrungen mit alternativen Waschmethoden?

So. Das waren jetzt viele Infos auf einmal. Du musst selbstverständlich nicht alles und schon gar nicht sofort umsetzen! Aber beim nächsten Spaziergang ein paar Kastanien sammeln und Schnetzel daraus machen ist doch ein nettes Freizeitvorhaben. Die erste Anwendung mit echter Schmutzwäsche erfordert zwar ein bisschen Mut, ist mit der Sockenmethode aber absolut keine Herausforderung. Und vielleicht bist du ja genauso überrascht wie ich, dass das Wäschewaschen mit Kastanienschrot wirklich funktioniert!

Ich würde mich jedenfalls riesig freuen, wenn du mir deine Erfahrungen verrätst. Bist du mit dem Waschergebnis zufrieden? Ergeben sich bei dir Probleme, auf die ich im Bericht nicht eingegangen bin? Ich habe versucht, die wichtigsten Vorwände und FAQs zu Kastanien zu beantworten. Habe ich eine deiner Fragen nicht beantwortet, dann schreibe sie doch in die Kommentare!

Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg mit dieser herbstlichen Ökowasch-Challenge!

Alles Liebe
Bernadette ♥

Kastanientiere aus Zahnstochern
2019-08-01T23:38:39+02:00Tags: , |

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6 Kommentare

  1. Reiner 11. Oktober 2018 um 9:21 Uhr - Antworten

    Gehört habe ich von dieser umweltfreundlichen Waschmethode schon öfter, jetzt habe ich von Euch auch die umfassenden Infos erhalten. Vielen Dank!

    • Bernadette Hörner 11. Oktober 2018 um 22:03 Uhr - Antworten

      Hallo Reiner, freut mich, wenn ich dich motivieren konnte das Experiment einmal zu wagen! Würde mich freuen, wenn du mir sagst wie du mit dem Waschergebnis zufrieden bist! lg Bernadette

  2. Bettina Schlatter 17. November 2019 um 21:50 Uhr - Antworten

    Danke für deine Anleitung. Das man mit Rosskastanien waschen kann wusste ich bis jetzt nicht. Dafür kann ich die evtl. einen Tipp gegen den Grauschleier bei Weissem geben. Einfach normales Backpulver beifügen bei hoher Temperatur sollte es gut funktionieren.

    • Bernadette Hörner 8. Juni 2020 um 20:43 Uhr - Antworten

      Hallo Bettina! Danke für den Tipp! Hatte ich schon gehört aber ehrlich gesagt noch nie ausprobiert. Ich wasche jetzt immer wieder mal mit einem Kernseife/Waschsoda-Gemisch, das nimmt auch besser Schleier und leichte Verfärbungen raus. Das Waschsoda wirkt ja ähnlich wie Backsoda, aber bei rein Weißer Wäsche muss ich zugeben, reicht es mir irgendwie trotzdem nicht. 🙁

  3. Fides 12. Februar 2020 um 13:08 Uhr - Antworten

    Danke fuer die Anleitung (eine von mehreren, die ich gelesen habe). Hat prima funktioniert – ich wasche jetzt schon seit einem haben Jahr fast alles mit Kastanienschrot. Nur fuer ‚besonders weisse‘ Waesche (selten) brauche ich Waschmittel (mit Backpulver bzw. Natron experiementiere ich noch).
    Hier noch ein Tipp gegen ‚mueffelige‘ Sportkleidung: Meine ist auch immer nass, wenn ich vom Training komme – aber ich schmeisse sie nicht gleich in die Waeschetonne, sondern haenge sie erst mal zum Trocknen auf, bevor sie in die Tonne kommt. Wenn du feuchte Textilien zusammenknuellst, kommt nicht genug Luft dran – folglich gibt’s ordentlich Bakterienwachstum, weil die Kleidung halt nicht trocknen kann! Dagegen kommt dann auch hochparfuemiertes Chemie-Waschmittel nicht mehr an…

    • Bernadette Hörner 8. Juni 2020 um 20:24 Uhr - Antworten

      Hallo Fides, cooool, dass es auch gleichgesinnte „Ökos“ gibt! 😀 Inzwischen wasche ich immer wieder mal mit einem Kernseife/Waschsoda-Gemisch, auch selber gemacht, dass ist etwas stärker. Und ja, das mit dem vorher trocken hat mir mein Freund dann auch schon geraten, das hilft tatsächlich vor dem echt fiesen Geruch. Für Weiß habe ich auch noch nicht wirklich eine Lösung… das nimmt einfach so schnell Farbe an, ich glaub das Einzige ist da einfach, nix rein Weißes mehr zu kaufen.

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